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Seit einiger Zeit brennt es mir schon unter den Nägeln, folgende kleine Geschichte aufzuschreiben. Sie soll um meine Urgroßeltern dänischerseits gehen, die sich damals in Brooklyn (New York, USA) kennenlernten und dort meinen Großvater bekamen.

Die Geschichte weist erstaunliche Parallelen zu dem auf, was die letzten Jahre im Rahmen der sogenannten Flüchtlingskrise vor sich geht und zeigt, dass Migration ein völlig menschliches Phänomen ist, das jeden betreffen kann, wenn die Umstände es erfordern.

Links im Bild mein Urgroßvater Anders Rasmussen als Seemann auf der Ambition (0,7 MB)Meine Urgroßmutter Anna kam aus einem kleinen Fischernest auf der norwegischen Insel Vega. Im Jahre 1916 beschloss sie als neunzehnjährige, nach Amerika auszuwandern, wo sie in Brooklyn bei einer Freundin unterkam und als Näherin arbeitete. Bald traf sie IhAnders Rasmussen mit Sohn Edvard und Taxi, November 1927 (0,7 MB)ren zukünftigen Ehemann Anders Rasmussen, einen Dänen, der als Seemann nach Amerika gekommen war und sich in New York ein kleines Taxiunternehmen aufgebaut hatte. 1926 bekamen die beiden meinen Großvater Edvard.

Die extreme Wirtschaftskrise in den USA ab 1929 und das Heimweh meines Urgroßvaters ließ sie aber zurück nach Dänemark gehen, wo sie versuchten, Fuß zu fassen, erst in Horsens, dann in Århus, später in Grenå. Allerdings kam mein Urgroßvater nicht mehr mit den Verhältnissen in seiner alten Heimat zurecht, zu sehr hatte er sich an Amerika gewöhnt, wo er ja vorher schon recht erfolgreich war. Also stand eine Rückkehr nach Amerika wieder im Raum.

Anders Rasmussen mit Sohn Edvard, Juli 1927 (0,7 MB)Eines Tages lag im Hafen von Grenå die "Knudthor", ein zuvor havariertes SAnna Rasmussen mit Sohn Edvard, Juni 1926 (0,7 MB)chiff zur Reparatur, und es gingen Gerüchte um, es habe sprichwörtlich "Leichen in der Ladung". Es sollte wieder seetauglich gemacht werden und dann auf Islandfahrt gehen.

Mein Urgroßvater konnte es nicht lassen, packte seine Koffer und heuerte auf dem Schiff an. Sein Plan war, in Island angekommen auf einem anderen Schiff in Richtung Kanada anzuheuern. Er wollte unbedingt wieder nach Amerika um später, sobald die Umstände es erlaubten, den Rest der inzwischen fünfköpfigen Familie nachzuholen.

Auf der Fahrt kam schließlich ein Orkan auf, in dem das Schiff vor den Färöern mit der gesamten Mannschaft unterging. Nun musste meine norwegische Uroma in Dänemark die ganze Familie alleine durchbringen.

IMein Urgroßvater Anders Rasmussen (1,3 MB)ch schreibe diesen Artikel vor allem, um die Erinnerung an meinen ambitionierten Urgroßvater Anders Rasmussen und meine Urgroßmutter Anna, die eine selten starke Frau war, wachzuhalten.

Aber ich komme nicht umhin, diese Auswanderergeschichte mit heutiger Migration zu vergleichen. Wir wissen alle, dass seit Jahren Menschen wie mein Urgroßvater im Meer ertrinken, nur weil sie ihr Schicksal in die eigene Hände nehmen um ihr Leben zu verbessern, es vielleicht sogar erst lebenswert zu machen. Auch Europäer sind noch vor wenigen Generationen massenhaft ausgewandert um der Armut zu entfliehen oder einfach um sich ein besseres Leben aufzubauen.

Dann hört man heutzutage allenthalben Beschwerden darüber, es kämen ja nur die arabischen Männer nach Deutschland. Selbst wenn dem so wäre, würde ich dagegenhalten und sagen, dass so lange es die Menschheit gibt, Familien immer ihre Männer vorgeschickt haben, um später nachgeholt zu werden, so wie es auch bei meiner Familie der Fall war.

Migration gehört zur Menschheitsgeschichte, es hat sie immer gegeben und ist etwas, was uns Menschen ausmacht. Ich finde, dass wir das nie vergessen dürfen.

Die Geschichte meiner Großmutter in einer dänischen Zeitschrift

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