- Die Vorbereitungszeit in Deutschland
- Erste Zeit in Russland
- Kleiner Abstecher: Ehrenamtliche Arbeit in Russland
- Ziele meiner Arbeit
- Das Community Service Programm (CSP)
- Meine Arbeit bezüglich des CSP
- Von Tür zu Tür e.V.
- Salus
- Andere Organisationen und Kontakte
- Das Partnertwinning-Projekt (PTW GER-RUS)
- Schlusswort
Die Vorbereitungszeit in Deutschland
Bevor ich Anfang Juli 1999 im AFS-Büro Hamburg mein Vorbereitungspraktikum begann, nahm ich an einem von der European Federation for Intercultural Learning (EFIL) durchgeführten Seminar teil, das in Colle Val d'Elsa stattfand. EFIL, die Dachorganisation der verschiedenen nationalen AFS-Organisationen Europas, hatte hier den Schwerpunkt auf Jugendfreiwilligendienste wie etwa CSP oder European Voluntary Service (EVS) gesetzt und befasste sich u.a. mit Fundraising, PR und Erfahrungsaustausch.
Während der mehr als drei Monaten meines Praktikums in Hamburg hatte ich die Möglichkeit, die Arbeitsweise der Organisation näher kennenzulernen und mich gleichzeitig mich mit den Thematiken Ehrenamtlichenstrukturen und Jugendfreiwilligendienste zu beschäftigen. Ich lernte die verschiedenen CSP-Projekte in anderen Ländern kennen, und begann parallel dazu mit der Suche von möglichen Ansprechpartnern anderer Organisationen. Durch verschiedene Aufrufe in den Vereinsblättern wie dem Newsletter bekam ich auch von Vereinsmitgliedern den einen und anderen Tipp, an wen ich mich in Russland wenden könnte, was mir dann auch enorm half, als ich später in Russland ankam. Einmal hatte ich die Möglichkeit, über Russland und das geplante CSP in einer Sendung über Jugendaustausche der NDR4 Hamburg-Welle zu sprechen.
In Hamburg begann ich, das Russland-Handbuch für Gastschüler und CSP-Freiwillige zu schreiben. Dies, aber auch manchmal gewöhnliche Büroarbeit, gaben mir bis zu meiner Abreise genügend Beschäftigung. Darüberhinaus mussten natürlich auch einige Behörden-, Konsulatgänge erledigt werden, die auch einige Zeit beanspruchten.
Erste Zeit in Russland
Ich kam am 24. Oktober in Moskau an und wurde herzlich in meiner Gastfamilie aufgenommen. In der ersten Woche standen zunächst Eingewöhnung, Besuch alter Bekannter und Freunde sowie Behördengänge im Vordergrund (letzeres nicht nur in der ersten Woche), so dass ich mein Praktikum im AFS-Interkultura-Büro erst eine Woche nach meiner Ankunft begann.
In den ersten drei bis vier Wochen war ich fast ausschließlich mit Übersetzungen befasst, da ich bei Beginn meiner Arbeit bemerken musste, dass nur wenig bzw. kein angemessenes Informationsmaterial in Bezug auf das ”Community Service Programm” oder den Verein beim AFS Russland gab. Um dieses Programm in gemeinnützigen Projekten oder Organisationen vorstellen zu können, hatte diese Arbeit zunächst Priorität. Ausserdem übersetzte ich in diese Zeit die neue, umfangreiche Internet-Seite der Organisation ins deutsche, was mir außerordentlich half, meine Russischkenntnisse aufzufrischen.
Kleiner Abstecher: Ehrenamtliche Arbeit in Russland
Zur Zeit der Sowjetunion gehörte Ehrenamtlichenarbeit (vom ideologischen Standpunkt aus betrachtet) zum guten Ton. Sie fand ihren Ausdruck oft in den Subbotniki , die in den Staaten des sog. Ostblocks (auch in der DDR) veranstaltet wurden. Diese Subbotniks waren Arbeitseinsätze, bei denen ganze Betriebe, Kollektive etc. regelmäßig gemeinsam in der Freizeit Arbeiten verrichteten, wie beispielsweise Verschönerung der Nachbarschaft und andere der Allgemeinheit dienliche Tätigkeiten. Dies konnte auch über längere Zeiträume mit verschiedenen, auch anderen Aufgaben stattfinden.
Die Tatsache jedoch, dass diese Freiwilligkeit von oben diktiert wurde, ließ bei den meisten Sowjetbürgern kein Bewusstsein entstehen, dass wirkliche ehrenamtliche (freiwillige) Arbeit für eine gesunde Gesellschaftsordnung essentiell ist. Ein Bedarf dafür bestand ja auch nie, schließlich gab es seit langem faktisch keine Arbeitslosigkeit mehr und keine wirkliche Armut. Ein Bewusstsein für ökologische Belange bestand in der Sowjetunion nie richtig oder wurde unterdrückt. Tschernobyl stand noch bevor und der Aufbau des industriellen Kommunismus hatte Vorrang.
Diese staatlichen Ehrenamtlichenstrukturen, die nie wirklich welche waren, fanden mit dem Fall der Sowjetunion ein jähes Ende.
Mit der Gründung der Russländischen Föderation im Jahre 1991 und Gajdars Wirtschaftsreformen von 1993 verschlechterte sich die gesellschaftliche und soziale Lage im Lande enorm. Viele Menschen verloren ihren Arbeitsplatz und jegliche sowohl politische als auch ideologische Orientierung. Die Verwurzelung des Individuums in der Gesellschaft löste sich auf, die Menschen hatten von nun an andere Probleme; Orientierungslosigkeit machte sich breit, ein Zustand, der bis in die heutigen Tage andauert.
Hierin lässt sich die Problematik erkennen, vor der die ehrenamtliche Arbeit in Russland steht: In Sowjetzeiten gab es ehrenamtliches Engagenment nur äußerst vereinzelt. Selbst heute assoziiert man in Russland das Wort dobrowólez immer noch mit dem Subbotnik und man wird insbesondere als Ausländer, sei man nun ein Anderer-Dienst-Leistender o.a. oft gefragt, wieso man den ohne Bezahlung bloß für andere arbeite, wohltätig, sozial oder ökologisch hin oder her.
Andererseits ist es wichtiger als je zuvor, dass in Russland Menschen die Initiative ergreifen und soziale und ökologische Projekte starten. In vielen Bevölkerungsschichten besteht große Not, insbesondere bei Alten und Behinderten. Der Staat nimmt seine traditionellen Pflichten nicht mehr wahr. Als Beispiel hierfür kann das Internat für Kinder aus Problemfamilien in Susdal gelten . Der Staat stellt hier trotz des selbstaufopfernden Engagements der Heimleitung sämtliche staatliche Förderung ein. Dies ist kein Einzelfall, sondern bezeichnend für die russische Lage. Ehrenamtlichentätigkeit ist in dem Land so nötig wie nie zuvor.
Ein Bewusstsein für ökologische Belange muss sich außerdem bei einem Großteil der russischen Bevölkerung einstellen. Eine Entwicklung hin zu einem solchen Bewusstsein kommt bisher nur schleppend voran.
Hier ist das Handeln des Auslands gefragt, insbesondere das ausländischer Nichtregierungsorganisationen (NGOs), von denen viele bereits im Laufe der neunziger Jahre ihre Tätigkeit auf dem Gebiet der GUS aufgenommen haben. Für NGOs sollte in näherer Zukunft der Grundsatz gelten, dass man in Russland tätig wird, um zu zeigen, was man als Einzelner leisten kann.
Ziele meiner Arbeit
Das primäres Ziel lag, wie oben bereits erwähnt, zum einen darin, das Community Service Programm des AFS zu entwickeln. Das Programm besteht im Gegensatz zu den Schüler(austausch)programmen des American Field Service erst seit einigen Jahren.
Zum Anderen lag meine Aufgabe in der Stärkung der Ehrenamtlichenstrukturen des AFS Russland, was ihren Ausdruck größtenteils in der Schaffung der Partnertwinning-Gruppe und in meiner dortigen Mitarbeit Mitarbeit fand.
Im Folgenden möchte ich meine diesbezügliche Arbeit näher beleuchten und die Ergebnisse kommentieren.
Das Community Service Programm (CSP)
Die Ausweitung des CSP auf Russland ist für den AFS insofern neu, als dass Russland sowohl das erste osteuropäische, als auch das erste postsozialistische Land ist, in dem junge Erwachsene mit dem AFS für sechs oder mehr Monate soziale bzw. ökologische freiwillige Arbeit leisten werden können. Somit wird man bei der Durchführung des Programms nur sehr selektiv auf vorhandene Erfahrungen bauen können, da diese vornehmlich in lateinamerikanischen und anderen Ländern gesammelt wurden und die Maßstäbe in Russland, historisch und gesellschaftlich bedingt, teilweise gänzlich andere sind. Dies betrifft, kulturell bedingt, den Umgang mit ausländischen jungen Freiwilligen, aber auch die Art der Projekte und deren Zielsetzung, sowie besonders, wie oben bereits geschildert, die Einstellung der russischen Bevölkerung gegenüber ehrenamtlicher Arbeit im Allgemeinen.
Meine Tätigkeit bezüglich CSP
Für meine Arbeit bezüglich des CSP galt von Anfang an der Grundsatz, dass bei der Projekteausarbeitung Qualität vor Quantität gehen müsse, d.h. dass zunächst mit den Organisationen jeweils nur wenige Projekte ausgearbeitet wurden, da für die erste Zeit des Programms nicht mit vielen Community-Service-Teilnehmern gerechnet werden kann und außerdem so der Erfolg des Programms besser gewährleistet werden kann.
Nachdem ich im November die Übersetzungen von Informationsmaterialen, der Homepage etc. weitgehend abgeschlossen hatte, begann ich schliesslich, mit verschiedenen Organisationen Kontakt aufzunehmen. Nachdem ich bei den primär auf humanitäre Hilfe ausgerichteten Organisationen wie Médécins Sans Frontières den Eindruck gewinnen konnte, dass man nur mit dauerhafteren Projekten zum Erfolg kommen könnte, wandte ich mich zunächst an sozial tätige Organisationen. Die fruchtbarsten Kontakte entstanden mit dem Von Tür zu Tür e.V. und mit Salus, die ich zunächst beschreiben möchte.
Von Tür zu Tür e.V. (Köln / Moskau)
Die Organisation wurde 1989 in Köln auf Initiative von Lois Fisher-Ruge (ehemalige AFS Programmteilnehmerin ) gegründet, zunächst mit der Zielsetzung, in Deutschland Geld und Hilfsmittel für die Menschen in Russland zu sammeln und dort an die Bedürftigen zu verteilen. Mit der Zeit bildeten sich ständige Kontakte mit verschiedenen Projekten heraus und es entstand ein Büro in Moskau.
Durch einen Tipp von Georg Spiekermann, auf den ich im Zusammenhang mit Salus noch zurückkommen werde, nahm ich Kontakt auf mit Matthias Dietzel, der seinen Anderen Dienst im Tür-zu-Tür-Büro Moskau ableistete und dort als Projektkoordinator fungierte. Ab Januar hielten wir wöchentlichen Kontakt und arbeiteten auf Treffen verschiedene Möglichkeiten einer Zusammenarbeit aus. Verschiedene Projekte, die mit Tür zu Tür zusammenarbeiten, standen zur Diskussion, wie etwa ein soziales und ökologisches Projekt auf der Insel Olchon im Baikal-See, eine Jugend(pfadinder-)gruppe in Irkutsk, verschiedene Alten- und Krankenpflegeprojekte, zwei Internate, Nähwerkstätten, Suppenküchen etc.. Als das geeignetste und am schnellsten realisierbare Projekt erwies sich schließlich das Schulinternat Nr.2 in Susdal. Die Planungen für Projekte in Irkutsk und auf Olchon mussten wir leider abbrechen, als sich herausstellte, dass AFS Russland noch nicht dafür bereit war, Projekte auch in Sibirien durchzuführen. Außerdem waren ich und Matthias Dietzel der Ansicht, dass für eine weitere Zusammenarbeit das Gelingen eines Projekts am Förderlichsten ist, zumal noch in keinem der Projekte ausländische Freiwillige gearbeitet hatten.
Im März hatte ich die Möglichkeit, im Rahmen einer Hilfslieferung von Moskau nach Susdal zum Kinderheim zu fahren. In Susdal sah ich mir die Einrichtungen des Schulinternats an und traf mich mit dem Direktor, der sich sehr über die Idee freute, ehrenamtliche Freiwillige aufzunehmen.
Von nun an hielt ich direkten Kontakt mit dem Internat und ich reiste ein zweites Mal nach Susdal, wo mir der Direktor seine Vorstellungen des Projekts darlegte, aufgrund dessen die Projektbeschreibung entstand .
Das Projekt ist für das CSP besonders geeignet, da es ohne großen Vorbereitungen gestartet werden könnte. Für einen deutschen Freiwilligen eine Gastfamilie zu finden, dürfte kein Problem sein, da die Stadt regelmäßig mit der Partnerstadt Rotenburg o.d. Tauber Schüleraustausche durchführt. Außerdem gäbe es genügend Platz in den Räumlichkeiten des Schulinternats für einen Ehrenamtlichen. Die Stadt Susdal hat ihr Charme einer altrussichen Stadt nie abgelegt und ich bin überzeugt, dass ein sechsmonatiger Aufenthalt für einen Ausländer eine sehr reichhaltige Erfahrung wäre.
Der Kontakt zwischen mir und dem Internatsdirektor ist mit meiner Abreise abgebrochen. Meiner Kenntnis nach hat der AFS Russland unregelmäßigen Kontakt zu der Einrichtung, dennoch mache ich mir Sorgen, dass die Sache wieder einschläft, da AFS Russland dies nicht in die Hand nimmt. Ich bin mir aber sicher, dass ein CSP-Teilnehmer in diesem Projekt arbeiten kann, sobald mein Nachfolger im Rahmen des Bosch-Stipendiums von Moskau aus wieder für regelmäßigen Kontakt sorgen kann.
Salus (St. Petersburg)
Bereits während meiner Vorbereitungszeit in Deutschland bekam ich den Tipp, ich solle mich per E-mail an Georg Spiekermann wenden, ein AFS-Vereinsmitglied , das zur der Zeit seinen Anderen Dienst in verschiedenen Projekten Petersburgs ableistete. Wir verabredeten uns in Moskau, wo wir uns tatsächlich im späten November für einen Tag trafen. Hier erzählte er mir von einigen Projekten in Petersburg und es wurde klar, dass darunter sicherlich auch einige Projekte für das CSP geeignet waren. Georg lud mich zu sich nach Petersburg ein, um dort die verschiedenen Möglichkeiten einer Zusammenarbeit zu erörtern und geeignete Projekte zu finden. Leider konnte ich dieser Einladung erst im März nachkommen.
Ich übernachtete für ein paar Tage in der Wohngemeinschaft dreier Anderer-Dienstler in Petersburg, wo ich sehr interessante Einblicke in die verschiedenen Tätigkeiten der Freiwilligen gewann.
Georg und ein Anderer waren viel engagiert bei Salus, einer russischen regionalen Dachorganisation verschiedener sozial und ökologisch tätiger Organisationen.
Salus beschäftigt sich größtenteils als ein Forum für Erfahrungsaustausch in der Nord-Westlichen Region Russlands und basiert vollständig auf Ehrenamtlichenarbeit. Die Mitarbeiter der Organisation waren sehr interessiert an Erfahrungsaustausch mit dem AFS, so dass ich sie zur jährlichen Vollversammlung des AFS einlud, die zwei Wochen später in Petersburg stattfand und an der auch ich teilnahm. Salus wollte dafür, dass man mir Projekte vermittelt, auch eine Gegenleistung haben. So nahmen zwei Mitarbeiter der Organisation an verschiedenen Veranstaltungen teil und kamen zwecks Erfahrungsaustausch mit dem Geschäftsführer des AFS Russland Sergej Sujetin zusammen.
Zwei Organisationen wurden mir durch Salus vermittelt; Zum Einen die Lebenshilfeliga St. Petersburg, zum Anderen die Organisation „Grünes Kreuz“, die sich ökologisch engagiert.
Ein Projekt mit der Liga wäre für ein CSP insofern leicht durchzuführen, als dass man hier bereits mit ausländischen Ehrenamtlichen gearbeitet hat und die Aufgaben, die an einen Ehrenamtlichen CSP-Teilnehmer gestellt würden, sich mit den Vorstellungen des AFS decken.
Eine Zusammenarbeit zwischen dem AFS und der Liga könnte sich schnell einstellen, zumal das Projekt nicht erst auf die Vorstellungen unsererseits adaptiert werden müsste.
Das Grüne Kreuz, einer Organisation die sich vielseitig ökologisch engagiert und dabei sowohl die Bevölkerung und Staatsorgane als auch Wirtschaft einbezieht, hat ebenfalls Interesse, einen CSPler aufzunehmen. Leider hatte die Organisation andere Vorstellungen von der Tätigkeit eines Community-Service-Teilnehmers. Zwar existiert eine Projektbeschreibung, die allerdings, da von Salus vermittelt, nicht von mir angefertigt wurde. Ich bin allerdings davon überzeugt, dass man hier CSPler unterbringen könnte, zumal sich das Grüne Kreuz als Dachverband verschiedenster ökologischer Projekte versteht. Mein Nachfolger in Russland wird sicherlich kein Problem haben, zusammen mit der Organisation geeignete Stellen für das CSP auszuarbeiten, die sich mit Umweltschutz beschäftigen. Aufgrund Zeitmangels am Ende meines Russlandaufenthaltes war es mir nicht mehr möglich, abermals nach Petersburg zu fahren und dies zu übernehmen. Mein Nachfolger in Russland wird diese Möglichkeit aber schnell aufgreifen können.
Andere Organisationen und Kontakte
Während meines Aufenthaltes in Russland hatte ich auch zu anderen Organisationen Kontakt, die Interesse an einer Zusammenarbeit bekundeten, es allerdings zu keinen handfesten Ergebnissen kam. Diese möchte ich hier noch kurz stichwortartig beschreiben.
Memorial
Memorial versteht sich als eine Menschenrechtsorganisation, die sich vornehmlich mit der Aufarbeitung der Stalin-Zeit beschäftigt. Es gibt ein Archiv, das Menschenrechtsverletzungen auch der heutigen Zeit bearbeitet. Außerdem werden mittellose Opfer des stalinistischen Terrors gepflegt und betreut.
In Moskau besuchte ich die russische Zentrale der Organisation. Tanja Zobolski, eine dort arbeitende Ehrenamtliche aus Deutschland, gab mir den Kontakt zur Ansprechpartnerin für Projekte wie das CSP und Materialien über die Organisation „Sostradanije“.
Sostradanije
Organisation für Altenpflege in Moskau. Arbeitet eng mit Memorial zusammen. Schon viele ausländische Ehrenamtliche arbeiteten hier.
Danko
Der Verein Danko wurde 1997 in Wladimir gegründet und ist der Dachverband aller gemeinnützigen Vereine der Stadt. Danko arbeitet eng mit USAID, Save the Children und anderen, russischen Organisationen zusammen und bietet größtenteils Ehrenamtlichenschulungen an und stellt den anderen Vereinen Büroräume und sonstige Infrastruktur zur Verfügung. Interessant an diesem Dachverband sind die 22 Mitgliedsorganisationen. Den Kontakt konnte ich über Wladimirs Partnerstadt Erlangen herstellen. Ansprechpartner ist hier Witalij Gurinowitsch . Der Verein ist an einer Zusammenarbeit sehr interessiert. In der Stadtverwaltung Wladimir ist die Abteilung Internationale Beziehungen zuständig. Ansprechpartnerin ist hier Nadja Jewrassowa.
Gesellschaftszentrum Tschajkowskij
Regionaler Dachverband von sieben gemeinnützigen Vereinen im Permer Oblast, darunter Jugendvereine, ökologische Projekte etc. Ansprechpartner ist Wladimir Shigil.
Zentrum zur Unterstützung von Nichtregierungsorganisationen im Ural
Dieser Dachverband arbeitet eng mit dem Deutsch-Russischen Austausch e.V. zusammen und nimmt bereits seit 1997 Freiwillige aus Deutschland auf. Ansprechpartner ist Andrej Kalich.
Die Adressen etc aller Organisationen und Ansprechpartner liegen im AFS-Büro Hamburg vor.
Das Partnertwinning-Projekt (PTW GER-RUS)
Partner Twinning ist das gemeinsame Bemühen zwischen AFS Partnern die Entwicklung der AFS Organisationen zu erleichtern. Es ist ein Konzept des gemeinsamen Lernens und des Erfahrungsaustausches. Ziele sind die Motivation von Ehrenamtlichen, die Programmentwicklung (qualitativ und quantitativ) zwischen beiden Partnern und die Stärkung der beteiligten AFS Organisationen.
Auszug dem Projektkonzept
Als ich im Herbst 1999 nach Moskau kam, hatte die deutsche Partnertwinning-Gruppe Russlands bereits seit geraumer Zeit ihre Arbeit aufgenommen und beschäftigte sich mit Handbücherübersetzungen, mit der Werbung für Russland als Gastland und mit sonstigen der Partnerschaft zwischen dem AFS Deutschland und AFS Russland dienlichen Anliegen.
Ich musste im russischen AFS-Büro jedoch feststellen, dass eine PTW-Gruppe in Russland nur auf dem Papier bestand, es hatten noch keine Treffen stattgefunden und es schien sich niemand für die Durchführung des Projektes zuständig zu fühlen. Ich sah aber eine PTW-Gruppe von ehrenamtlichen Mitgliedern als eine für meinen Auftrag, Ehrenamtlichenstrukturen zu festigen und auszubauen ideale Plattform an. So begann ich, zunächst Wege zu suchen, Leute für dieses Projekt zu gewinnen, vornehmlich unter ehemaligen AFS-Programmteilnehmern, die in deutschsprachigen Ländern bereits ein Jahr verbracht hatten.
Die erste Möglichkeit hierfür ergab sich auf einem Treffen von Fresh-Returnees und anderen Ehrenamtlichen in Alexandrow bei Moskau. Im Rahmen dieses Treffens war es mir möglich, mehrere Freshreturnees und Ehrenamtliche zur Mitarbeit zu animieren. So kam es zu einem ersten Gedankenaustausch über die Ziele und Aufgaben einer Partnertwinning-Gruppe - Deutschland, was auch zu ersten Ergebnissen führte. Die Teilnehmer des Forums erklärten sich bereit, auch weiterhin für die PTW-Gruppe zur Verfügung zu stehen. Für das Partnertwinning-Projekt wurde nun auch im Newsletter geworben, dem neuen Vereinsblatt von AFS Interkultura Russland, allerdings ohne Erfolg, denn vom AFS Russland wurden, wie auch schon seit der Gründung des Projekts, keine weiteren Anstrengungen unternommen, eine tatsächliche Durchführung des Projekts zu ermöglichen. Es kam zunächst zu keinen weiteren PTW-Treffen, die Partnertwinning-Gruppe in Deutschland hatte weiterhin keinen offiziellen Ansprechpartner seitens einer russischen PTW-Gruppe. Ich blieb daraufhin eine Art Mittelsmann für die deutsch-russischen Partnertwinning-Beziehungen.
Der AFS Deutschland hatte zu dieser Zeit bereits fünf vom AFS Russland zu benennende russische Ehrenamtliche eingeladen, an der Deligiertenversammlung des Vereins in Leipzig teilzunehmen und danach im Rahmen des PTW-Projekts eine Woche lang die Ehrenamtlichenarbeit in den Komitees kennenzulernen. Sowohl ich als auch die deutsche PTW-Gruppe sahen darin die ideale Möglichkeit, russische Ehrenamtliche für die Mitarbeit zu begeistern.
Das Problem lag allerdings darin, dass, wie auch die Gründung einer PTW-Gruppe, das Beantworten von diesbezüglichen Anfragen seitens AFS Deutschland vom AFS Russland auf die lange Bank geschoben wurde. Ich bestand jedoch darauf, dass Ehrenamtliche nach Deutschland fahren und erinnerte regelmässig die Verantwortlichen an die Einladung nach Leipzig. So kam es tatsächlich dazu, dass in letzter Minute Teilnehmer für die Fahrt rekrutiert wurden und diese dann zur DV fuhren.
Als diese zurückkamen, hatten sie alle den Wunsch, das PTW-Projekt in Russland Wirklichkeit werden zu lassen. Einen Monat später trafen sie sich -ohne mein Zutun- zum ersten offiziellen PTW-Treffen für ein Wochenende in Klin bei Moskau. Die russischen Ehrenamtlichen, die bei der DV teilnahmen, brachten viel Motivation zurück nach Russland. Unter ihnen ist übrigens auch Alexey Archinov, der ab Herbst dieses Jahres im Rahmen der Bosch-Förderung für ein halbes Jahr nach Hamburg kommt.
Ich persönlich bin und bleibe weiterhin bei der Partnertwinning-Gruppe auf deutscher Seite tätig, da ich mich auch dafür verantwortlich fühle, dass das PTW nicht an Dynamik verliert oder doch wegen fehlendem Engagement auf russischer Seite nach einer Zeit eingestellt wird, wie es wohl schon längst geschehen wäre, hätte ich nicht die Möglichkeit gehabt, in Russland vor Ort das Projekt zu koordinieren.
Schlusswort
In Russland zu arbeiten erfordert, wie ich in der letzten Zeit festgestellt habe, viel Energie, da man in vielen Fällen nicht auf Zuverlässigkeit oder Initiative der anderen bauen kann.
Ich bin aber der Überzeugung, dass Schüler- oder Ehrenamtlichenaustauschprogramme langfristig ungemein dazu beitragen können, die derzeitigen (gesellschaftliche und ökonomischen) Verhältnisse zum besseren zu verändern, da die Menschen in Russland so mit neuen Ideen konfrontiert werden. Das wichtigste dabei ist, dass die Menschen sich der Notwendigkeit bewusst werden, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und es sich nicht mehr diktieren zu lassen.
Ich bin sehr froh darüber, die Chance ergriffen zu haben und abermals für längere Zeit nach Russland gefahren zu sein. Diesmal konnte ich den russischen Alltag aus einer anderen Perspektive kennenlernen und viel dazulernen. Mein Interesse für Russland wurde dadurch noch verstärkt und ich werde mich weiterhin dafür engagieren, dass das CSP und das PTW in Russland ein Erfolg wird.
Martin Podolak, Hamburg im September 2000